Life/Work Planning

betreut durch John Webb (L/WP)

homeLife/Work Planning

L/WP 

Angebot: Home | Mediothek | Foyer | E-Mail | Info

 

Die 86-Prozent-Chance auf Arbeit


Home

[Der amerikanische Traum]
[Auf dem Weg]
[Bittsteller]
[Deutsche Welle]
[DeutschlandRadio]
[Durchstarten zum Traumjob]
[Deutsche haben festes Berufsbild]
[Focus]
[Hartz im Herbst]
[Hinter den Stellenanzeigen]
[Jeder kann einen guten Job finden]
[Jobjagd undercover]
[Jobsuche mit System]
[Jobsuche - Neue Wege]
[Kreativ in die berufliche Existenz]
[L/WP - was ist das?]
[Karriereberatung]
[Mit der falschen Methode gesucht]
[Nach dem Studium]
Die 86-Prozent-Chance auf Arbeit
[27 Gründe]
[Stellensuche mal ganz anders]
[Suche nach Glück]
[Taschenlampen und Schlüssel]
[Überfall-Taktik]
[Wege zum Traumjob]
[Wenn nicht Schule]
[Wie betreibe ich L/WP?]
[Zahnarzt]

nach oben

 

John Webb (50), freiberuflicher "Life/Work-Planning"-Trainer, bringt Arbeitssuchenden bei, wie sie sich ihren maßgeschneiderten Arbeitsplatz selbst suchen können. Arbeitsvermittlung mache dagegen bloß abhängig, sagt er. Die Erfolgsquote seiner Methode? - "86 Prozent"

Vergangene Woche hat John Webb an der Bremer Uni wieder ein Seminar zur "Life-Work-Planning" gegeben. Im September ist das nächste geplant. Die taz sprach mit dem freiberuflichen Trainer über Ziele und Erfolge des etwas anderen Arbeitsfindungs-Ansatz.

taz: Herr Webb, was unterscheidet "Life/Work-Planning" denn von der normalen Arbeitsvermittlung?

John Webb: Die Bedürfnisse der Arbeitssuchenden stehen bei uns im Mittelpunkt. Sie suchen die Arbeit, die zu ihnen passt, anstatt dass sie sich verbiegen, um vermeintlichen Traumbildern der Arbeitgeber zu entsprechen. Dass bei diesem Verfahren auch die Betriebe zu guten Mitarbeitern kommen, ist nur ein netter Nebeneffekt.

Die Arbeitssuchenden, sagen Sie, müssten sich zunächst über ihre eigenen Ziele und Wünsche klar werden.

Wenn ich nicht beschreiben kann, was ich suche, dann klappt das auch mit der Suche nicht.

Aber jeder gute Arbeitsvermittler würde doch auch vorher zu seinen Klienten sagen: "Überlegen Sie sich zunächst, was Sie machen wollen, dann sehen wir weiter."

Natürlich. Aber sie könnten genauso gut sagen: "Stell dich ans Fenster, wedele mit den Armen und flieg." Man kann das den Leuten tausendmal sagen - wenn sie nie gelernt haben, wie sie das für sich herausfinden sollen, dann können sie das nicht.

Aber wie kann man so etwas denn lernen?

Vor allem muss man wissen: Was kann ich? Es gibt gute Übungen, um zu lernen, seine eigenen Fähigkeiten zu bestimmen. Aber es ist ganz wichtig, dass das jeder selbst macht. Testverfahren oder Psychologen, die da sitzen und einem sagen "Du sollst Förster werden!" bringen wenig.

Sie haben also den Eindruck, dass in Deutschland oft zu wenig darauf geachtet wird, die eigenen Fähigkeiten zu bestimmen?

Darauf wird überhaupt nicht geachtet. Das ist ein riesengroßer weißer Fleck im deutschen Bildungswesen. Hier gibt es nirgends in der Schule ein Fach, wo ich lerne: Was mache ich gut und gerne? Was interessiert mich wirklich? Wie lerne ich den Arbeitsmarkt für mich empirisch zu erkunden? Aber in zehn Jahren wird es das überall geben.

Vom Wissen darüber, was ich will, bis zu einem passenden Arbeitsplatz ist es aber immer noch ein weiter Schritt.

Es ist ein weiter Schritt, wenn man kein System dafür hat. Das Life/Work-Planning-Verfahren garantiert natürlich nicht, dass sich alle meine Wünsche realisieren lassen. Aber man kann dann mit relativ wenig Zeit und Aufwand für sich feststellen, welche Möglichkeiten es gibt. Es ist total wichtig, dass ich das selbst und durch eigene Erfahrung herausfinde, und dass ich mich nicht aufs Hörensagen oder auf Arbeitsamt-Prognosen im Stil von "wie viele Ingenieure braucht die Industrie in sechs Jahren" verlasse. Ich muss rausgehen und mit Leuten reden, die in dem Bereich bereits arbeiten. Ich muss meine Informationen aus erster Hand bekommen.

Andere aufzusuchen und zu befragen erfordert aber ganz schön Mut.

Meine Erfahrung zeigt: 82 Prozent aller Menschen geben gerne Auskunft. Wenn man zudem noch gelernt hat, über seine eigenen Fähigkeiten und Interessen zu reden,dann braucht man auch keinen Mut mehr dazu, diese "Interviews" zu führen. Das trainieren wir im Seminar.

Und beim Vorstellungsgespräch.

Halt! Einstellungsgespräch! Das ist ein Unterschied. Ein Einstellungsgespräch kommt immer auf Initiative des Arbeitssuchenden zustande. Der lädt dazu ein. Er hat aber vorher schon herausgefunden, dass an dieser Stelle wirklich ein Bedarf für die Leistungen besteht, die er erbringen will. Ich bewerbe mich nicht auf gut Glück, sondern nur dort, wo ich selbst davon überzeugt bin, dass ich dem Betrieb etwas bieten kann.

Könnte denn mit diesem Ansatz auch die Arbeitsvermittlung in Deutschland, etwa der Arbeitsämter, verbessert werden?

Life/Work-Planning ist das Gegenteil von Arbeitsvermittlung. Vermittlung funktioniert meist nicht. Und selbst wenn sie funktioniert, schafft sie nur Abhängigkeiten. Wenn Sie mir einen Arbeitsplatz vermitteln, dann bin ich vielleicht dankbar und glücklich. Aber ich habe nichts daraus gelernt. Wenn ich drei Jahre später wieder auf Arbeitssuche bin, kann ich nur zu Ihnen zurückkommen und sagen: "Bitte vermitteln Sie mich noch einmal." Wenn die Leute aber einmal gerafft haben, wie sie selber Arbeit suchen können, dann lassen sie nie und nimmer mehr zu, dass ihre Freunde und Kinder weiterhin schriftliche Bewerbungen durch die Gegend schicken. Sie bringen denen dann bei: So bestimmst du deine Fähigkeiten, so lernst du, über dich zu reden, so gehst du in die Betriebe, und so bringst du dann auch ein Arbeitsverhältnis zustande. Das hat wenig bis gar nichts mit Arbeitsvermittlung zu tun.

Das Bremer Arbeitsamt bezuschusst ihre Seminare. War das schon immer so?

Nein. In den ersten Jahren gab es eher wenig Unterstützung. Jetzt sind sie mit im Boot und organisieren sogar Infotage und Vorträge darüber. Aber es gibt immer noch Stimmen dort, die sagen: Das ist Schmu und Unsinn.

Wie erfolgreich ist denn eigentlich die Life/Work-Planning-Methode?

86 Prozent der Kursteilnehmer finden innerhalb von 12 Monaten einen Job, etwa ein Viertel davon macht sich selbstständig. Und sowohl ihre Tätigkeit selbst als auch das Arbeitsumfeld kommt ihren Wünschen, die sie im Seminar erarbeitet haben, meist sehr nahe.

Fragen: Armin Simon

taz Bremen Nr. 6818 vom 5.8.2002, Seite 22, 186 Zeilen (Interview), Armin Simon

© taz 2002

nach oben